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Eiszeit oder Heißzeit ?

 

Wie kann es zu derartigen Fehleinschätzungen kommen, und zwar weltweit in einem solchen Ausmaß, dass auch die Politik sich des Themas angenommen hat? Dieses lässt sich nicht nur durch das vorhergehend skizzierte Ignorieren der paläoklimatischen Klimafakten erklären, sondern dass Klimaforschung vielfach durch „Klimafolgenforschung” ersetzt wurde nach dem Motto: die Ursachen des Klimawandels stünden fest, jetzt gelte es, diesen zu bekämpfen. Das lässt sich politisch gut verkaufen, und ganze Parteien schrieben sich dies aufs Panier. In einem Artikel der FAZ vom 18.6.01 hieß es dazu: „Wer als Retter des Planeten politische Karriere machen will, dem passen die Katastrophenszenarien gut in den Kram, auch wenn sie wissenschaftlich auf tönernen Füßen stehen”.

Die Situation erinnert etwas an mittelalterliche Weltuntergangsszenarien beim Erscheinen heller Kometen, wobei damals wenigstens rein theoretisch die Chance eines Desasters bestand. An mittelalterliche, inquisatorische Rhetorik erinnern Aussagen, wo kritischen Wissenschaftlern die Qualifikation abgesprochen wird und von „Klimaskeptikern” oder „Klimaleugnern” die Rede ist (RAHMSDORF & SCHELLENHUBER 2006).

Horrorszenarien sind jedoch in jeder Hinsicht unangebracht. Dass der Mensch in die durch astronomische Parameter gesteuerten Klimaprozesse eingreifen will, kommt einem Geologen so vor, als wolle man die Plattentektonik und damit Erdbeben und Vulkanismus stoppen. Es ist auch bedenklich, die Illusion zu erwecken, man könne so u. U. einen (natürlichen) Meeresspiegelanstieg anhalten, anstatt mit technischen Maßnahmen wie Deichbau zu begegnen. Problematisch wäre es auch, große Summen zur Verpressung von CO2 in den Untergrund auszugeben oder für aufwendige CO2- Wäsche in Kraftwerken, weil hierbei ein erheblicher Anteil der erzeugten Energie dafür aufgewendet werden müsste – eine Umwelt-kontraproduktive Maßnahme.

Um nicht falsch verstanden zu werden: niemand weiß besser als der Geologe, dass fossile Brennstoffe endlich sind und dass schon deshalb alle Möglichkeiten zur Entwicklung alternativer Energien und zur Einsparung genutzt werden sollten. Auch die Reduzierung der Emission echter Luftschadstoffe ist nicht nur in Entwicklungsländern dringend geboten. Den Lebensstoff Kohlendioxid aber als „Klimakiller” zu diffamieren ist ebenso unwissenschaftlich wie naiv.

Es geht hier nicht darum, den derzeitigen Klimawandel zu bestreiten und dessen mögliche Folgen zu bagatellisieren. Im Gegenteil: würde eine durch überwiegend natürliche Ursachen verursachte Erwärmung wie im Eem-Interglazial zu einem ca. 7m höheren Meeresspiegel führen, wäre das noch gravierender, denn dagegen wäre der Mensch machtlos und eine CO2-Vermeidung bzw. Deponierung zwecklos. Deshalb ist es absolut notwendig, den natürlichen Anstieg herauszuarbeiten und nicht zu vernachlässigen, weil er nicht in das anthropogene Katastrophen-Szenario passt. Sehr wahrscheinlich ist solch ein Anstieg aus natürlichen Ursachen aber nicht. Interglaziale waren bisher eingipflig, d.h. nach dem Maximum sinken die Temperaturen wellenförmig ab, und das holozäne Maximum liegt schon, wie geschildert, ca. 9000 Jahre zurück. Das kommt schon auf Grafiken bei IMBRIE & PALMER (1981) gut zum Ausdruck.