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Was ist in den Brelinger Bergen zu sehen?

 

Leitgeschiebe

Dass Norddeutschland einmal von Gletschern bedeckt gewesen sein mußte, manifestierte der Schwede Torell 1859 mit dem Hinweis, dass die in den Rüdersdorfer Kalkbergen gefundenen Gletscherschrammen nie von schwimmenden Eisbergen stammen konnten, sondern nur von Boden berührenden Gletschern. Das ist gar nicht mal so lange her: die Inlandeis-Theorie war damit geboren.
Nachfolgende Bilder zeigen Schrammen und Parabelrisse von Gesteinen aus den Brelinger Bergen (2011), die durch Druck, Abrieb und Scherung von anderen an der Basis des Gletschers eingebetteten Steinen verursacht wurden.

Fotos von Gotthelf Schwidurski

Das Eiszentrum und die Eisscheide über Skandinavien verlagerten sich im Laufe der Eiszeiten stark. Dies geschah jeweils innerhalb der einzelnen Eiszeiten (Elster, Saale, Weichsel), sodass eine jeweilige Verlagerung von Westen nach Osten stattfand. Damit erklärt sich auch der Wechsel und die Häufigkeit der Geschiebe innerhalb von Moränen der gleichen Eiszeit.
Der Geologe WERNER SCHULZ fasst sinngemäß zusammen: „ Zu Beginn einer Vereisung sind norwegische Elemente, wie Rhombenporphyre und Bohuslan-Granit, häufiger anzutreffen als in den späteren Phasen; hier treten Gesteine baltischer Herkunft mehr in Erscheinung, wie Wiborgit und verschiedene Kalke”. So erklärt sich auch, dass über Erwarten viele Rapakiwis in den Brelinger Bergen anzutreffen sind.

Frühphase einer Vereisung (links), Hochphase einer Vereisung (rechts)
Eismächtigkeiten und Gletscherdynamik sind prinzipiell bei allen Eiszeiten ähnlich, hier ist als Beispiel die Weichseleiszeit genommen worden.
(nach J.Ehlers, 1994)

 


Die nordischen Geschiebe und Leitgeschiebe, die in den Brelinger Bergen zu finden sind, stammen überwiegend aus Süd- und Mittelschweden. Aber auch der charakteristische Rhombenporphyr aus dem Oslo-Graben ist anzutreffen , wie auch die leicht zu erkennenden Rapakiwis von den Ålandinseln oder Südfinnlands . Die genauen Beschreibungen von einzelnen Gesteinen sind auf dieser Webseite unter der Station „Fernrohrsteine” zu finden.

Für lange Zeit war man der Auffassung, dass bestimmte Geschiebe und Geschiebegruppen dienlich sind, um Moränen verschiedenen Eisvorstößen zuzuordnen. Dies wird heute weitgehend verneint. Die verwendeten Methoden sind zu unterschiedlich, in der Regel schwer vergleichbar und leider hat sich auch eine einheitliche Auffassung nicht durchgesetzt. Häufig fand man heraus, dass in den Moränen ein- und derselben Vergletscherung mehrere unterschiedliche „Geschiebegesellschaften” gefunden werden. So wie in den Brelinger Bergen Geschiebe aus allen nordischen skandinavischen Regionen kamen, so berichtet auch EISSMANN, dass das überraschendste Ergebnis seiner bisherigen Untersuchungen war, dass nordische Geschiebe aus allen Richtungen sich in den Moränen der Leipziger und Zeitzer Phase (Drenthe 2 und 1) befanden: „In den Moränenmassen der Elster, wie auch der Saaleeiszeit sind Geschiebe vom Oslograben im Westen bis zum Finnischen Meerbusen bei Leningrad (Petersburg) im Osten belegt. In Kiesen der Zeitzer Phase (Drenthe 1) konnten in einer Probe von nur einigen Dutzend faustgroßen Geschieben je ein Stück Rhombenporphyr, Bredvadporphyr, Grönklittprorphyr und Alandquarzporphyr gefunden werden.”

Foto von Gotthelf SchwidurskiFoto von Gotthelf Schwidurski

Leitgeschiebe können die Fließrichtung von Eisströmen helfen zu klären. Für die stratigrafische Einordnung von Moränen dienen sie nicht; für die Datierung von Moränen sind sie ungeeignet.

Auf die verschiedenen Zähl- und Bestimmungsmethoden soll hier nicht eingegangen werden; aber schon die Aufzählung zeigt ihre Vielfalt:

      Ussing & Madson (1897)
      Milthers (1913)
      Hesemann (1933, 1936)
      De Waard (1949)
      Faber (1960)
      Richter (1951, 1958)
      Wenneberg (1949)
      Lüttig (1958)
      Marczinski & Groetzner (1972)
      Smed (1994)
      Zandstra (1988)

Die heute noch geläufigen Methoden sind die von Hesemann, diese in Kombination mit Zandstra und die von Lüttig. HESEMANN benutzt die Häufigkeit von vier Geschiebegruppen (Ostfennoskandien, Mittelschweden, Südschweden und Norwegen) und berücksichtigt dabei eine möglichst große Anzahl von Gesteinsarten. ZANDSTRA gliedert die Herkunftsgebiete I, II, III und IV von Hesemann in 10 Untergebiete, sodass wichtige Geschiebe und Geschiebegruppen besser herausgestellt werden. Die Bildung von 37 Geschiebekombinationsklassen macht die Darstellung unübersichtlich. SMED stellt Herkunft und Häufigkeit der Leitgeschiebe durch unterschiedlich große Kreise dar. LÜTTIG operiert mit dem TGZ= Theoretisches Geschiebezentrum. Er definiert ihn als den Punkt, der sich errechnen lässt, wenn man unter Berücksichtigung der Häufigkeit der einzelnen Leitgeschiebe die geographische Länge und Breite ihrer Heimatorte summiert und daraus den Durchschnitt bildet. Bei der TGZ-Methode sind auf den ersten Blick viele Einzelheiten nicht erkennbar. Nicht gegliederte Zähllisten sind unübersichtlich und mit anderen Methoden nicht vergleichbar.

Wer sich einmal mit den nordischen Geschieben beschäftigt hat, wird immer wieder neu fasziniert von der Vielfalt und Schönheit der gerundeten Gesteine. Umfangreiche Literatur hilft diese zu bestimmen: Der Däne SMED hat zusammen mit dem Hamburger Geographen EHLERS in „Steine aus dem Norden” ein nicht nur wissenschaftlich fundiertes sondern auch ein praktikables Buch mit sehr guten Fotos geschaffen.

Einige Bemerkungen:

Knapp 20 Leitgeschiebe von etwa 200 machen vorwiegend das Inventar einer Geschiebezählung aus.

Dass Leitgeschiebe eindeutig erkennbar sein müssen, ist Voraussetzung, wenn diese als solche verwendet werden sollen; dazu gehören auch sein begrenztes Herkunftsgebiet und seine Häufigkeit.

Nur etwa 8% der nordischen Geschiebe sind als Leitgeschiebe brauchbar.

Etwa 1000 Gesteine bestimmter Kornfraktion sind notwendig, um methodisch verwendbar zu sein.

Zu den häufigsten Leitgeschieben zählen der Bredvad-Porphyr, Aland-Granit, Aland Rapakiwis und Smaland Granite.

Der Verfasser dieser Zeilen hatte das Vergnügen, die in den Brelinger Bergen gefundenen Leitgeschiebe mit dem „Anstehenden” in Schweden und Norwegen zu vergleichen. Die Fotos vom Anstehenden abgeschlagenen Steinstücke und deren Vergrößerung machte Frau WIELSKE.

Links: Anstehendes         Mitte: Vergrößerung       Rechts: Leitgeschiebe

Bredvad-Porphyr

Heden-Asperget

Paskalavik-Porphyr

Grönklitt

Asby-Diabas

Rapakiwi-Granit und Rhombenporphyr